Wochen-Anzeiger 2001-04-11
Erfahrungsaustausch
über Bergbauschäden
Betroffenheit über das Schicksal von Fürstenhausen
Betroffenheit herrschte nach der BiB-Veranstaltung
über Bergbauschäden. Ins Evangelische Gemeindehaus an der Schulstraße waren
wiederum etwa 150 interessierte Bürger gekommen, die einen Filmbeitrag über das
bergbaugeschädigte Fürstenhausen im Saarland zu sehen bekamen.
In Fürstenhausen fördert seit sieben Jahren die
Grube Warndt / Luisenthal im Untertagebau die Steinkohle ohne Versatzverfahren.
Mit verheerenden Folgen rutschte das Dorf bereits vier Meter in die Tiefe, was
dazu führte, dass viele Häuser einer permanenten Baustelle gleichen und die
Totalschäden immer häufiger werden. Bewohner werden bereits vorübergehend in
Mietwohnungen untergebracht oder es werden ihnen Kaufangebote für ihre Häuser
von der DSK unterbreitet, die aber weit unter dem Verkehrswert liegen. Heinz
Adam, Bewohner von Fürstenhausen, schilderte die mit dem Bruchabbau verbundenen
Probleme der Bevölkerung. „So müssen die flexiblen Gasleitungen alle 14 Tage
von dem Gaswerk auf Dichtigkeit überprüft werden und seit letztem Monat sind
psychosoziale Anlaufstellen bei uns eingerichtet worden, weil die Bewohner den
Stress und Lärm ohne Betreuung nicht mehr aushalten können“, berichtete Adam
den Zuhörern.
Adam hatte aus dem Internet von der Veranstaltung
erfahren und sich spontan auf den Weg nach Walsum gemacht. „Ich möchte das Leid
der Fürstenhausener den Walsumern nicht zumuten - das Elend aber am
Liebsten herausschreien und die Betroffenen vor den Folgen des Bruchbaues
warnen“, so Adam.
Beeindruckt waren auch die anwesenden Bergleute. „Solche Bergschäden habe ich bisher noch nie gesehen“, gab der Betriebsratsvorsitzende Hörning zu. Ein Vertreter von ‚Kumpel auf' wurde präziser: „Der Kumpel wird doch nicht gefragt, ob Versatz oder Bruch - das entscheiden doch die da oben. Wenn es nach uns ginge, dann Abbau so schonend wie möglich.“ Der Rahmenbetriebsplan des Bergwerks Walsum lautet aber genau unter dem Punkt Gewinnung: „Das Versatzverfahren kommt auf dem Bergwerk Walsum nicht zum Einsatz, da es sich zudem als unwirtschaftlich herausgestellt hat. Eine Einrichtung der entsprechenden Infrastruktur würde die finanziellen Möglichkeiten des Bergwerks bei weitem übersteigen.“
Die Bürgerinitiative fordert aber konsequent weiter
bei Abbau unter Wohngebieten den Einsatz von Versatzverfahren. „Es ist einfach
absurd, beim Kohleabbau unter bewohntem Gebiet zuerst Schäden an Menschen und
Gütern in Kauf zu nehmen und diese Schäden dann nachher mit dem Geld dieser
Steuerzahler wieder ausgleichen zu wollen“, begründete Lothar Ipach, der
Vertreter der BIB, gegenüber den Bürgern. Er hofft, dass diese Veranstaltung
auch der Anfang eines Schulterschlusses zwischen Bürgern und Bergleuten gewesen
war.