Lebach und Umgebung:

Bergbauinduzierte erdbebenähnliche seismische Erschütterungen

 

Der Fachbegriff umschreibt – damit schon die Problematik in der Öffentlichkeit herunterspielend – die derzeitige besondere Situation: Viele Bürger sind seit Monaten durch die ständigen Erdbeben verängstigt, die durch den Bergbau verursacht sind. Einige Male wurde bereits die Stärke 3 auf der Richterskala überschritten. Im Vorfeld der Genehmigung des Kohleabbaus haben die Gutachter auf diese Auswirkungen nicht hingewiesen. Generell ist festzustellen, dass seitens des Bergbau-Unternehmens die auftretenden Schäden unterschätzt wurden und weiterhin werden.

 

Da auch im Bergwerk Ensdorf Kostengründen auf den Versatzbau verzichtet wird (man will offenbar in der Rangliste der deutschen Steinkohlebergwerke einen vorderen Platz behaupten), sind die anstehenden Schäden (ähnlich wie in Fürstenhausen) nicht abzusehen. Man muss sich insbesondere die ‚Rechnung’, die das Unternehmen hierbei aufstellt (die vom Bergamt und ggf. auch den Richtern des Verwaltungsgerichts im Klagefall übernommen wird), einmal konkret vorstellen:

 

-     Versatzbau (d.h. Auffüllen der entstehenden Hohlräume) reduziert die Oberflächenschäden ‚nur’ um ca. 30 – 50 %.

-     Bei einer Wirtschaftlichkeitsrechnung ist der Bruchbau (höhere Abbaugeschwindigkeit, etwas mehr Ertrag gegenüber dem Versatzbau) in Verbindung mit prophylaktischen Maßnahmen und den vom Bundesberggesetz geregelten anschließenden Sanierungsmaßnahmen günstiger.

 

Daraus folgt aus Sicht der Bergbau-Betroffenen: auf dem Rücken der Bevölkerung wird ‚rationalisiert’.

 

Selbst wenn es die Erdbeben nicht gäbe: In einer Zeit, in der nachgewiesenermaßen ein sog. ‚heimischer’ Steinkohlebergbau energiepolitisch nicht nötig ist und hohe Subventionen erfordert, kann man eine soziale Arbeitsmarktpolitik nicht zu Lasten einer Minderheit betreiben. Dies ist eines demokratischen Rechtsstaats unwürdig.

 

Seit Jahren wird durch die deutsche Steinkohle AG (DSK) und die Gewerkschaften damit argumentiert, dass ein abrupter Stopp des Kohleabbaus nicht nur zu einem Verlust der Arbeitsplätze im Bergbau führe, sondern Konsequenzen habe für die abnehmende Industrie bis hin zum Stillstand der Kraftwerke und der Eisen- und Stahlindustrie an der Saar. Wenn dies so wäre, müsste man diesen Unternehmen ein grobes Missmanagement vorhalten, da sie für diesen Ernstfall keine Vorsorge getroffen hätten. Wenn jetzt die Stilllegung des Bergwerks beschlossen würde, so handelt es sich – wie das Beispiel Frankreich zeigt – um einen Prozess, der den Abnehmern genügend Zeit gibt, sich in der Beschaffungslogistik umzustellen. Zudem wird suggeriert, dass die lokale Eisen- und Stahlindustrie allein von der regionalen Steinkohle gespeist werde. Dies ist nachweislich falsch. Man muss sich nur die Mühe machen und bei Dillingen die Saarschifffahrt zu beobachten, um festzustellen, dass heute bereits Kohle aus Importen am Hafen angelandet wird.