Völklingen-Fürstenhausen – ein Dorf stirbt durch den Bergbau

 

 

Der Bergbau im sog. ‚Westfeld’ des Bergwerks Warndt-Luisenthal verläuft vorwiegend unter dem Ortsteil Fürstenhausen der Stadt Völklingen. Derzeit sind Reste der Flöze 1 und 2 der Sohle 8 (W 81 und W 82) in der Abbauphase. Sollte ein bereits genehmigter Rahmenbetriebsplan realisiert werden, stehen 2002 – 2003 die Strebe W 81-6 und W 82-5 und von 2003 bis 2013 die Flöze W 83 und W 84 mit einem Gesamtvolumen von ca. 8 Mio. t. Steinkohle zum Abbau an.

 

Fürstenhausen besteht aus ca. 850 Häusern mit (noch) etwa 2.600 Bewohnern. Alle Häuser liegen im Einwirkungsbereich des Bergbaus. In nahezu 500 Häusern musste aufgrund der Auflagen des Oberbergamts bereits eine Gaswarnanlage installiert werden. Um psychische und soziale Probleme abzufedern, soll nach Prüfung durch die Bergbehörde wegen den zu erwartenden schweren seelischen Schäden bei der Bevölkerung eine psycho-soziale Beratungsstelle eingerichtet werden. Der Ort ist derzeit aufgrund der Sanierungsmaßnahmen und sog. prophylaktischer Ertüchtigungen nahezu eine einzige Baustelle, Baustellen-Lärm und Verkehrsbehinderungen sind an der Tagesordnung. Da die Bergschäden den Ort für junge Menschen nicht attraktiv machen, überaltert er. Geschäfte schließen, Menschen, die es sich leisten können, ziehen fort, andere müssen aufgrund der Bergschäden (vorübergehend) umgesiedelt werden, so dass die soziale Infrastruktur, darunter gewohnte Nachbarschaften, abrupt zerbrechen. Die Leidtragenden sind v.a. die alten Menschen: Ihnen hilft auch ein Bundesberggesetz nicht, das ihnen die Reparaturen garantiert, sie werden ein Ende des Bergbaus und seiner Schrecken nicht mehr erleben.

 

Viele Menschen in Fürstenhausen ergeben sich in ihr vermeintliches Schicksal; schließlich hat man ihnen beigebracht, dass Bergschäden eine unausweichliche Folge des Bergbaus sind, und man suggeriert ihnen, dass die deutsche Steinkohle zum Wohle dieses Landes (Energie, Arbeitsplätze) weiter abgebaut werden müsse. Viele sind verbittert, glauben aber nicht, dass – wer auch immer – in dieser Auslaufphase des Bergbaus, sozusagen in letzter Minute, noch eine Wende herbeiführen kann: „Das hilft ja alles nichts gegen die Übermacht der DSK.“ Natürlich leben auch einige Bergleute in Fürstenhausen: Sie sind hin- und hergerissen: jeder saarländische Bergmann wäre froh, wenn die Schäden, die er – um sein Brot zu verdienen – verursacht, zumindest durch Versatzbau minimiert werden würden.

 

Seit Jahren sucht die örtliche Bergschadensgemeinschaft den Dialog mit der DSK, um zumindest eine Änderung der Abbautechnik zu erreichen. Vergebens, im Gegenteil: unter einem ‚Dialog’ versteht die DSK einzig und allein, dass die Betroffenen zuhören, wenn ihnen die Verfahrensweise erläutert wird. Dabei kann man andererseits aber auch feststellen, dass das Bergbau-Unternehmen – nicht zuletzt aufgrund der Aktivitäten der Bergschadensgemeinschaft – sich bei den Schadensregulierungen sehr bemüht.

 

Oberflächenschäden, wie sie Fürstenhausen erlebt, sind im deutschen Steinkohlebergbau bislang ohne Beispiel. Die Schadensprognosen der Gutachter haben sich als Makulatur erwiesen. Niemand hat beispielsweise ernsthaft bedacht, dass hier Häuser stehen, die in den 20er Jahren des letzten Jahrhunderts erbaut wurden und nicht den heutigen Baurichtlinien genügen. Die im Rahmen der Genehmigung angeordnete Bestandsaufnahme (Dokumentation) hätte vor der Genehmigung erfolgen müssen.

 

Soweit Bürger aus Fürstenhausen die Gerichte bemüht haben, sind diese aufgrund der spezielle gesetzlichen Rahmenbedingungen und politischen Gegebenheiten nicht in der Lage gewesen, zugunsten der Bergbau-Betroffenen zu entscheiden. Hier ist die Politik gefordert.