Vorwort

 

Über viele Jahrzehnte war die heimische Steinkohle eine wichtige, ja lebensnotwendige Ressource für die europäischen Staaten. Die wirtschaftliche Situation hat sich jedoch gewandelt. Die Bergwerke in Europa – dies schließt die Länder Polen und Tschechien ein, denen die Tür in die Europäische Gemeinschaft bald geöffnet werden wird – arbeiten angesichts des Weltmarktpreises der Steinkohle seit Jahren unwirtschaftlich und werden es auf absehbare Zeit weiter sein. Vor allem aus arbeitsmarktpolitischen Gründen hat man die nationale Subventionierung der Steinkohleförderung in einigen Mitgliedsländern der EU für sinnvoll gehalten.

 

Der Kohlemarkt ist – im Gegensatz zu Öl und Erdgas – angesichts der weltweit langfristig vorhandenen Vorräte ein Wettbewerbsmarkt. Aus energiepolitischen Gründen ist es selbst in Ländern, die den Ausstieg aus der Kernenergie beschlossen haben, nicht nötig, auf die zudem hier in jedem Falle zur Neige gehenden nationalen Lagerstätten zurückzugreifen. Mit dem Auslaufen des EGKS-Vertrags bietet sich eine Chance für eine neue Energiepolitik.

 

Die EU-Kommission hat mit Ihrem Vorschlag an den Ministerrat, in der Nachfolge des EGKS-Vertrags die Kohleförderung weiter kontinuierlich zurückzunehmen und statt dessen den Ausbau des Anteils alternativer regenerativer Energien zu fördern, einen sinnvollen Weg aufgezeigt.

 

Angesichts des steigenden Kosten- und Rationalisierungsdrucks kommt es jedoch in einer Phase, die man mit Fug und Recht eine Auslaufphase nennen kann (auch wenn aus bestimmten Gründen noch ein sog. Minimalbergbau erhalten bleiben soll) in den betroffenen Regionen zu Folgeschäden, die die Menschen – v.a. alte Menschen – auf Jahre und Jahrzehnte physisch und psychisch belasten und sogar – wie im Bergwerk Walsum am Niederrhein – zu ‚Ewigkeitsschäden’ führen (s. u.).

 

Der Beschlussantrag der EU-Kommission geht auf die lokalen und regionalen Probleme der Menschen- und Umweltverträglichkeit des bestehenden und in den nächsten Jahren auch noch andauernden Bergbaus nicht ein. Bei dieser Thematik werden im Beschlussentwurf allein ‚globale’ Probleme angesprochen (z.B. CO2-Problematik). Wenn jedoch der Bergbau unter bewohntem Gebiet wie bisher weitergeht, fühlen sich die betroffenen Menschen in diesen Regionen angesichts der allgemein erkannten energiepolitischen Sinnlosigkeit im Stich gelassen. Wenn man dabei die Bergleute nicht im Regen stehen lassen will, gibt es andere arbeitsmarktpolitische Instrumente, z.B. – wie unten vorgeschlagen - die Einrichtung einer Steinkohlestiftung, vor allem aber das Instrument der Unterstützung einer zügigen regionalen Umstrukturierung, etwa mit besonderer Orientierung am wachsenden Markt der alternativen regenerativen Energien.

 

Dieses Schwarzbuch soll die Politikerinnen und Politiker in Europa auf die regionalen Probleme hinweisen und die Entscheiderinnen und Entscheider dazu bringen, in dem anstehenden Beschluss des Ministerrats Maßnahmen vorzusehen, die den Bürgerinnen und Bürgern konkrete Entlastungen bringen.

 

Da es aus verschiedenen Gründen nicht möglich war, alle Betroffenen an der Entwicklung zu beteiligen, ist die Dokumentation – bezogen auf die Materialien – nur exemplarisch.

 

Völklingen-Fürstenhausen und Duisburg-Walsum, im Februar 2002

                                                

Prof. Dr. Harald H. Zimmermann    Klaus Friedrichs, Rechtsanwalt und Notar