Walsum – Überflutungsrisiken und Folgekosten für die ‚Ewigkeit’

 

 

Wenn die geplanten Abbaumaßnahmen des Bergwerks Walsum am Niederrhein Realität werden, dann findet das Sprichwort ‚nach mir die Sintflut’ seine Probe aufs Exempel: Wie überall in Deutschland ist hier der Kohlebergbau im Bruchbau-Verfahren, d.h. ohne Blas- oder Spülversatz vorgesehen. Zu den ‚üblichen’ Folgen des Abbaus unter dicht besiedelten Gebieten (ganz ‚nebenbei’ wird auch noch ein Naturschutzgebiet, die Rheinaue, zerstört) kommt erschwerend hinzu, dass sich ein Großteil der Flöze unter dem Rhein erstreckt. Bei einer Genehmigung der Abbaupläne müssten in einigen Streckenabschnitten die Rheindeiche auf bis zu 15 Meter erhöht werden. Dies wären die höchsten Flussdeiche Europas – den Po eingeschlossen. Wer die durch die Überschwemmungen des Po verursachten Katastrophen kennt, kann sich ausmalen, welche Überflutungsrisiken auf die Bevölkerung am Niederrhein zukommen werden. Mehr als 100.000 Menschen wären ggf. der unmittelbaren Gefahr des Ertrinkens ausgesetzt. Aber selbst wenn man der Deichbautechnik einigermaßen Vertrauen schenkt – bislang gibt es kein Beispiel für die Beherrschung von Flussdeichen in der Größenordnung des Rheins mit über 10 Meter Deichhöhe –, aber selbst wenn man dies unterstellt: Der 11. September 2001 hat gezeigt, wie verwundbar ein Land gegenüber terroristischen Anschlägen ist: wer will denn verantworten, dass derartige Attentate erst möglich werden?

 

Daneben sprechen die Folgekosten für sich: Für ‚immer und ewig’ – auf unabsehbare Zeit – müssten in dem entstehenden Poldergebiet jährlich etwa 60 bis 80 Mio. m3 Wasser (teilweise mit Trinkwasserqualität) in den Rhein gepumpt werden, damit z.B. Wohnhäuser in den Kellergeschossen nicht unter Wasser stehen. Es ist dabei insbesondere auch zu fragen, ob die geplanten Abbaumaßnahmen der DSK nicht gegen Vereinbarungen verstoßen, die die Anrainerstaaten des Rheins getroffen haben.

 

Der hoch subventionierte Kohlebergbau, gestützt auf fadenscheinige energiepolitische Argumente, wird in Walsum zur Absurdität:

 

-     Gefahr von bergbauinduzierten Überschwemmungskatastrophen,

-     Absehbare negative Energiebilanz über die Jahrzehnte / Jahrhunderte – selbst wenn alle vorhandenen Kohlevorräte noch abgebaut würden, da die abbaubedingten Folge-Energieaufwendungen durch Pumpmaßnahmen die Steinkohlenenergie aufzehren.

-     Zerstörung von (auch von der EU anerkannten) FFH-Naturschutzgebieten,

-     Erhebliche bergbauliche Schäden an der Oberfläche,

-     Verzögerung der notwendigen Umstrukturierung zur Schaffung neuer Arbeitsplätze.

 

Bei der weiteren Einschränkung der Steinkohleförderung muss ein Prioritätenraster dergestalt greifen, dass die Schachtanlagen, die das größte Schadenspotential an der Oberfläche verursachen, zuerst geschlossen werden.

 

Wer sehenden Auges die bisherige Politik fortsetzt, macht sich gegenüber den Menschen und der Umwelt erheblich schuldig.